EU macht bei Vergeltungszöllen ernst

Redaktion

Nun ist es fix – die USA haben sich dafür entschieden, dass gegen einige der engsten Verbündeten, so auch gegen Deutschland, Strafzölle verhängt werden: 10 Prozent auf Importe von Aluminium, 25 Prozent auf Stahl. Dass sich das die Europäische Union nicht gefallen lassen wird, war von Anfang an klar. Die Reaktion? Vergeltungszölle. Folgt nach dem Handelsstreit nun also doch ein Handelskrieg?

Trump will das US Handelsdefizit verringern

Das Ziel von US Präsident Donald Trump? Die Verringerung des US Handelsdefizits. Geht es nach Trump, so sollen wieder mehr Produkte in den USA gefertigt werden. Zudem sei Trump der Ansicht, die Europäer würden eigene Handelsschranken aufbauen – Stichwort: Datenschutz. Folgt man der offiziellen Begründung, so wird klar, dass es ein vorgeschobenes Argument ist, denn die hohe Exportquote bei Aluminium und Stahl gefährde nicht die nationale Sicherheit des Landes. Auch sei nicht klar, was man konkret von Seiten der EU erwarte. Selbst Handelsminister Wilbur Ross verweigerte bislang eine Antwort auf diese Frage. „Das gehört an einem Verhandlungstisch geklärt, keinesfalls im Zuge einer Pressekonferenz“, so Ross. Im Gegenzug erklärte die EU-Kommission, man sei jederzeit zu Verhandlungen bereit, sofern man keine Strafzölle zahlen müsse. „Eine Bedingung, die nicht akzeptiert wird“, so Ross. Seien Verhandlungen, jetzt, wo Vergeltungszölle eingeführt werden sollen, überhaupt noch zielführend? „Wenn man Vergeltung übt, dann heißt das nicht automatisch, dass es keine Verhandlungen mehr gibt“, so der Handelsminister.

Vergeltungszölle sind erst ab 1. Juli möglich

Noch bis Ende Juni möchte man mit allen Mitgliedstaaten eine Einigung erzielen, sodass ab Juli dann ebenfalls Zölle verhängt werden können. „Wir haben schon vor Wochen schon eine Liste mit zahlreichen Waren aus den USA erstellt“, so der Kommissionsvizepräsident Maros Sefcovic. „Wir achten natürlich darauf, dass die Ausgleichszölle im Einklang mit den Regeln der WTO stehen. Am Ende geht es nur um eine sinnvolle und maßvolle Antwort auf die illegale und unilaterale Entscheidung der Vereinigten Staaten.“ Neben Stahlprodukten finden sich auf der Liste auch Erdnussbutter, Levi’s-Jeans, Harley Davidson-Motorräder oder auch Bourbon-Whiskey. Zusammengerechnet wären Waren mit einem Gesamtwert von rund 2,8 Milliarden Euro von den EU-Ausgleichszöllen betroffen. Seit 1. Juni erheben die USA Zoll auf Aluminium- und Stahlimporte – der Gesamtwert beläuft sich hier auf 6,4 Milliarden Euro. Derzeit werden von Seiten der USA auch Zölle auf europäische Autoteile und Autos geprüft. Kommt es auch hier zu einer Zollabgabe, würde das vor allem die deutschen Automobilhersteller treffen – sie exportierten im vergangenen Jahr rund 500.000 Autos in die USA.

US Produkte werden teurer werden

Fakt ist: Vor der Einführung der Vergeltungszölle wird es von Seiten der EU noch einmal eine Kontaktaufnahme mit den USA geben – so kann man davon ausgehen, dass im Zuge des G7-Gipfels Gespräche stattfinden werden. Experten glauben aber nicht, dass Trump zurückrudern wird. Entwickelt sich der Handelsstreit also nun doch zum Handelskrieg? Vor allem stellt sich die Frage, welche Auswirkungen die Zölle auf die Verbraucher haben werden. Vorwiegend werden US Produkte teurer – wer sich also eine Harley Davidson-Maschine kaufen möchte, sollte das noch vor dem 1. Juli machen. Auch Anleger, die etwa über CMC Markets in Aktien investieren oder mit CFDs traden, sollten mit erheblichen Kursschwankungen rechnen – treten die Vergeltungszölle in Kraft, so sind starke Kursbewegungen vorprogrammiert.